Tanja und ihre Leidenschaft für das Ultralaufen
Tanja kommt aus dem beschaulichen Seevetal, südlich von Hamburg, und hat eine beeindruckende Reise ins Ultralaufen hinter sich. Was einst als Hobby begann, ist für sie heute eine untrennbare Leidenschaft – eine Leidenschaft, die sie nicht nur physisch fordert, sondern auch mental beflügelt.
Wie alles begann
„Ich laufe seit meinem 40. Geburtstag“, erzählt Tanja. Ursprünglich war Laufen für sie ein Weg, fit zu bleiben, doch vor zwei Jahren entschied sie sich spontan, bei den Bieler Lauftagen teilzunehmen – einem 100-Kilometer-Nachtlauf. „Es war eine Schnapsidee“, lacht sie, „ein Freund hat gesagt: ‚Das müssen wir machen!‘ Und ich dachte mir, warum nicht?“ Corona brachte dann zusätzliche Laufzeit und die Gelegenheit, wirklich auf diesen Moment hinzuarbeiten.
Ihr erstes Ultralauf-Erlebnis war heftig. „Ich war kurz vor dem Cut-off im Ziel und ziemlich ramponiert“, erinnert sie sich. Doch es hielt sie nicht ab. „Drei Wochen später sah ich auf Instagram, dass ein Startplatz für den North Sea Ultra verlost wurde. Zuerst war ich erleichtert, als ich nicht gezogen wurde, doch dann sprang die ursprüngliche Gewinnerin ab, und ich rutschte nach. Plötzlich war ich drin.“
Ultralauf – mehr als nur Kilometer
Für Tanja ist Ultralaufen viel mehr als das bloße Bewältigen von Distanzen. „Es ist wie Meditation“, beschreibt sie das Gefühl, wenn sie in einen Flow gerät. „Ein Schritt nach dem anderen, die Zeit vergeht, und irgendwann läufst du rückwärts auf die Ziellinie zu.“ Diese mentale Komponente, die Gelassenheit und Konzentration, ist für sie einer der Hauptgründe, warum sie die Ultramarathons liebt.
Doch es geht nicht nur um den eigenen Lauf: „Das Gemeinschaftsgefühl bei Ultras ist etwas Besonderes“, sagt sie. „Man schaut aufeinander, fragt, wie es dem anderen geht, ob er Magnesium braucht oder einfach nur einen guten Spruch. Es ist eine Gemeinschaft, in der man füreinander da ist.“ Dieses Miteinander ist für Tanja ein wertvoller Aspekt des Ultralaufs, der für sie den Unterschied zu den oft hektischen und wettbewerbsorientierten Marathons ausmacht.
Der erste Lauf auf Sylt
Mit einem gewissen Respekt blickte sie auf die Herausforderung des North Sea Ultra auf Sylt, bei dem sie zum ersten Mal 111 Kilometer laufen sollte – noch elf mehr als ihr erster Ultra. „Ich habe gedacht, wenn es schlecht läuft, setze ich mich in die Dünen und genieße die Sonne“, lacht sie. Doch Tanja ist ein Kämpfertyp: „Ich bin Steinbock – wenn ich mir etwas vornehme, ziehe ich es durch.“
Und das tat sie auch. „Es war unglaublich schön. Die Landschaft, die Natur, und dann das Gefühl, wenn man es geschafft hat. Ich hab es total genossen.“ Obwohl ihr erster Besuch auf Sylt 2004 eher ernüchternd war, verliebte sie sich während des Laufs in die Insel. „Laufend sieht man Sylt mit ganz anderen Augen – es ist einfach wunderschön.“
Ein Vorbild für die Familie
Die Leidenschaft für das Laufen ist mittlerweile fest in ihren Alltag integriert. Beruf, Familie und die langen Läufe – all das unter einen Hut zu bekommen, ist eine Herausforderung, die sie mit Organisation und einer positiven Einstellung meistert. „Laufen ist für mich wie Essen und Trinken – ich denke nicht mehr darüber nach, ob ich laufe, ich tue es einfach.“ Ihre Familie steht hinter ihr: „Meine Kinder finden es cool, dass ich laufe. Sie sind damit groß geworden, und mittlerweile ist es ein Stück weit normal für sie.“
Auch wenn es zu Beginn etwas Skepsis gab, besonders von ihrem Mann, der im medizinischen Bereich arbeitet, haben sich alle an ihre Ultralauf-Leidenschaft gewöhnt. „Nach meinem ersten 100-Kilometer-Lauf war mein Mann nicht sicher, ob das gesund ist“, lacht Tanja. Doch mittlerweile wissen alle: Tanja zieht ihr Ding durch – und das mit Begeisterung.
Sylt – ein ganz besonderer Ort
Auf die Frage, ob sie wieder nach Sylt kommt, antwortet sie ohne zu zögern: „Ja, auf jeden Fall!“ Trotz ihres ersten eher enttäuschenden Besuchs hat sie die Insel laufend neu entdeckt. „Laufend ist alles anders“, schwärmt sie. „Die Jugendherberge, die Natur – ich habe Sylt wirklich ins Herz geschlossen.“
Tanja ist also nicht nur eine erfahrene Ultraläuferin, sondern auch ein wunderbares Beispiel dafür, dass man seine Leidenschaft leben und trotz aller Herausforderungen den Spaß daran behalten kann. Sylt wird sie sicher wiedersehen – und wer weiß, vielleicht inspiriert ihre Geschichte ja auch andere, sich der Herausforderung Ultralauf zu stellen.