Vom Investmentbanking zum 111 km-Lauf auf Sylt
Christoph ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie das Laufen das Leben von Grund auf verändern kann. Ursprünglich aus Bayern stammend, lebt er seit 2004 in Berlin, wo er sich mittlerweile als „City-Kid“ sieht. Seine Geschichte führt ihn von einer Karriere im Investmentbanking, mit einem intensiven und ungesunden Lebensstil, zu einem leidenschaftlichen Ultraläufer, der seine persönliche und körperliche Transformation vollendet hat.
Von der Krise zum Laufen
Seine Reise in den Ausdauersport begann nicht mit einer simplen Entscheidung für das Laufen, sondern mit einem dramatischen Erlebnis im Jahr 2014. „Ich dachte, ich hätte einen Herzinfarkt, als ich in Austin, Texas, im 38. Stockwerk eines Hotels war“, erinnert sich Christoph. Dieses Schlüsselerlebnis führte zu einer radikalen Umstellung seines Lebensstils. „Mein Arzt riet mir dringend, mein Leben zu ändern, und ich nahm die Herausforderung an. Seitdem trinke ich keinen Alkohol mehr und ernähre mich größtenteils vegetarisch.“
Schritt für Schritt kehrte Christoph zum Sport zurück. „Ich hatte früher Leistungstennis gespielt, aber als ich wieder mit dem Laufen begann, fühlte ich mich wie ein Anfänger. Meine ersten 10 Minuten auf dem Laufband waren ein großer Erfolg für mich“, sagt er. Doch bald entwickelte sich seine Leidenschaft fürs Laufen, und er begann, an Halbmarathons und schließlich an Marathons teilzunehmen.
Der Einstieg ins Ultramarathon-Laufen
Wie so oft bei Läufern war der Schritt von Marathons zu Ultraläufen eine natürliche Weiterentwicklung. „Ich wollte unbedingt einmal einen Marathon laufen, und mein erster war der Berlin-Marathon“, erzählt Christoph. „Das Erlebnis war so großartig, dass ich mich sofort für den nächsten Marathon in Frankfurt anmeldete.“ Doch bald reichte ihm auch das nicht mehr. Nach vielen erfolgreichen Marathonläufen, unter anderem mit der Qualifikation für Boston, begann er, nach neuen Herausforderungen zu suchen.
Seinen ersten Ultramarathon lief Christoph während der Pandemie im Jahr 2021, als viele Straßenrennen abgesagt wurden. „Die Trails liefen weiter, und so bin ich zu den Ultradistanzen gekommen. Mein erster Ultra war der Sachsen-Trail, eine unglaubliche Erfahrung. Ich habe Blut geleckt und mich von dort aus weiterentwickelt.“ Seitdem hat Christoph Distanzen von bis zu 105 Kilometern mit 5.000 Höhenmetern absolviert, wie den legendären Mozart 100.
Die Faszination für das Ultralaufen
Für Christoph ist das Ultralaufen eine besondere Art des Laufens, die weit über die körperliche Anstrengung hinausgeht. „Es gibt einen großen Unterschied zwischen Straßenläufen und Trail-Ultras“, erklärt er. „Bei Ultratrails läuft man oft alleine und genießt die Ruhe der Natur, was ich sehr mag. Zudem erfordert das Laufen auf diesen langen Distanzen eine andere Art von mentaler Stärke.“ Diese mentale Komponente ist für ihn ein wesentlicher Teil des Erlebnisses. „Irgendwann läuft man nicht mehr mit dem Körper, sondern nur noch mit dem Geist. Der Körper kann viel mehr aushalten, als wir denken – es ist der Kopf, der am Ende überzeugt werden muss.“
Christoph spricht offen über die Herausforderungen, die das Ultralaufen mit sich bringt. „Ich hatte mal einen mentalen Zusammenbruch bei Kilometer 53 eines 160-km-Laufs. Es fühlt sich an, als hätte jemand den „Notknopf“ gedrückt, und plötzlich versinkt man in einem tiefen, schwarzen Loch. Am nächsten Tag spürte ich nichts mehr von den 53 Kilometern des Vortags – mein Körper hätte also problemlos weitermachen können, doch mein Kopf hat einfach abgeschaltet. Das sind die Momente, in denen man lernt, dass mentale Stärke der Schlüssel zum Erfolg bei Ultradistanzen ist.“
Der North Sea Ultra auf Sylt
2023 entschied sich Christoph, den North Sea Ultra, den 111 Kilometer langen Ultramarathon auf Sylt, zu laufen – und es war ein prägendes Erlebnis. „Ich war vorher noch nie auf Sylt. Ich habe immer einen großen Bogen um die Insel gemacht, weil sie mir zu überfüllt erschien. Aber der North Sea Ultra war perfekt in meinen Saisonaufbau integriert, und ich liebe das Meer und Inseln, also habe ich mich angemeldet“, erzählt er.
Die Strecke auf Sylt stellte Christoph vor eine besondere Herausforderung. „Es war nicht wie die 100km von Biel, wo man 100 flache Kilometer läuft, aber auch kein richtiger Trail. Die Kombination aus flachen und abwechslungsreichen Abschnitten, die entlang des Wassers und durch die Dörfer führten, war faszinierend“, sagt er. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm der Abschnitt am Ellenbogen, als die Sonne aufging. „Das war ein magischer Moment.“
Der anspruchsvollste Teil begann bei Kilometer 86, auf dem Rückweg nach Rantum zu Kilometer 98. Der Wind frischte auf und schlug mir mit heftigen Böen ins Gesicht. Diese 12 Kilometer zogen sich endlos hin, eine gerade Strecke, die leicht anstieg – ich hatte das Gefühl, keinen einzigen Meter voranzukommen. Irgendwann konzentrierte ich mich nur noch darauf, von einem Straßenleitpfosten zum nächsten zu kommen, um der Frustration nicht nachzugeben und aufzugeben. Doch das kam nicht in Frage – dafür war ich dem Ziel schon viel zu nah.
Ultralaufen und das Leben
Für Christoph ist das Ultralaufen mehr als nur ein sportlicher Erfolg – es hat sein Leben in vielerlei Hinsicht verändert. „Seitdem ich laufe, habe ich 35 Kilogramm abgenommen und fühle mich sowohl körperlich als auch mental stärker“, sagt er. Aber die Veränderung ging tiefer. „Durch das Laufen habe ich gelernt, dass man mentale Barrieren überwinden kann, und diese Erkenntnis hat sich auf mein gesamtes Leben ausgewirkt. Es hat auch meine Art, wie ich arbeite und Entscheidungen treffe, verändert.“
Christoph hat sogar das Buch „Leben beginnt, wo unsere Angst endet“ über seine Reise geschrieben, in dem er beschreibt, wie das Laufen ihn körperlich und mental transformiert hat. „Es ist eine Reise, die weit über den Sport hinausgeht. Du lernst, dass du nur erfolgreich sein kannst, wenn du Körper und Geist in Einklang bringst.“ Das Buch kann auf Amazon oder auch direkt beim Autor bestellt werden: https://copecart.com/products/62aedf6d/checkout
Fazit: Der North Sea Ultra 2025 – Eine Herausforderung für alle
Christoph wird sicher wiederkommen, um die 111 Kilometer des North Sea Ultra auf Sylt zu laufen. Und er empfiehlt diesen Lauf jedem, der auf der Suche nach einer neuen Herausforderung ist. „Es ist ein besonderer Lauf, der sowohl körperlich als auch mental herausfordert, aber die Strecke und die Landschaft auf Sylt machen es zu einem einzigartigen Erlebnis“, schwärmt er. Obwohl noch jung, wird sich der North Sea Ultra zweifellos zu einem herausragenden Event in der Ultraszene entwickeln.